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Zwei Berliner verkaufen abgelaufene Lebensmittel

 Täglich landen viel zu viele Lebensmittel auf den Müll! Ein Berliner Start-up hat eine nachhaltige Idee, indem sie abgelaufene Produkte günstig weiterverkaufen, wenn das Produkt noch genießbar ist.

Mit ihrem Unternehmen wolle die beiden Gründer Raphael Fellmer und Martin Schott die Welt verändern und verbessern. Ihnen geht es darum Lebensmittel zu retten und dabei Geld zu sparen.

50 % aller Lebensmittel werden verschwendet

50 Prozent aller Lebensmittel in Deutschland werden verschwendet. Viele Menschen glauben, wenn das Datum abgelaufen ist, ist das Produkt automatisch schlecht. Das stimmt aber nicht. In der Regel sind Produkte noch Wochen, Monate oder auch Jahre nach Ablauf des MHDs noch genießbar.

Die beiden haben eine direkte Zusammenarbeit mit Produzenten und Großhändlern, dadurch sei es ihnen möglich, eine große Menge an Lebensmitteln zu retten und den Endkonsumenten günstig anzubieten. SirPlus funktioniert wie ein Lebensmittel-Outlet. Die Essenretter holen die Waren ab und zahlen sogar noch ein “kleines Entgelt” dafür. Die Supermärkte sparen so die Entsorgungskosten. Zudem tun sie etwas für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und ihre soziale Verantwortung.

Der Rettermarkt für Lebensmittel heißt “SirPlus”, ein Wortspiel aus dem englischen Wort surplus (“Überschuss”) und der Vorsilbe Sir, angelehnt an Service. Bei SirPlus werden Lebensmittel verkauft, die eigentlich im Müll gelandet wären und daher im Schnitt nur die Hälfte kosten. Die meisten Produkte haben das Mindesthaltbarkeitsdatum fast oder kürzlich überschritten, andere entsprechen nicht der Norm.

Abgelaufene Lebensmittel zu verkaufen ist legal. Der Verkäufer muss jedoch überprüfen, ob die Ware noch genießbar ist, und sie entsprechend kennzeichnen. Daher steht das Mindesthaltbarkeitsdatum auch direkt neben dem Preis.

Was ist mit den Tafeln?

Nimmt SirPlus mit ihrem Konzept den Tafeln die Grundlage weg? Die Gründer weisen den Verdacht zurück. Zum einen hole SirPlus Lebensmittel von den Kooperationspartnern erst dann ab, wenn die Tafeln bereits da waren. Zum anderen spende man selbst wiederum einen Teil der Ware. Außerdem dürften viele der Tafeln gar keine Nahrungsmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum annehmen.

Lebensmittelretten.de

Der Gründer Fellmer hat 2013 die Plattform Lebensmittelretten.de gegründet, die später mit Foodsharing fusionierte. Über 200.000 Menschen sind dort registriert, sie kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und teilen ihre Lebensmittel miteinander. Bisher hat die Initiative 14 Millionen Kilo Lebensmittel vor der Vernichtung bewahrt.

Zwischen 30 bis 40 Prozent werden weltweit weggeworfen

Laut einer Studie der Umweltorganisation WWF werden zwischen 30 bis 40 Prozent aller Lebensmittel weltweit weggeworfen, überwiegend in den Industrieländern. Von den jährlich entsorgten Lebensmitteln in der EU könnte man sogar alle hungernden Menschen auf der Welt zweimal ernähren, schätzt die EU-Kommission. In Deutschland landen allein jährlich Lebensmittel im Wert von 25 Milliarden Euro im Müll. Dabei ist ein Großteil der Ware völlig in Ordnung.

Um Lebensmittel im großen Stil zu retten, will er die Geschäftsidee nicht nur deutschlandweit, sondern am liebsten weltweit aufziehen. In Australien und in Dänemark gibt es ebeenfalls Rettermärkte, aber keine dieser Initiativen denkt so groß wie die beiden Gründer von SirPlus.

Auch die Politik hat das Thema Lebensmittelverschwendung entdeckt. Die CDU-Landeswirtschaftsministerin Julia Klöckner hat SirPlus mit dem Bundespreis der Initiative “Zu gut für die Tonne” ausgezeichnet.

Bildung soll Aufklärung leisten

Für Fellmer ist der Retterladen nur der erste Schritt. Er hat noch großes vor. Zudem möchte er durch Bildungsarbeit die Aufklärung zu diesem Thema voranbringen. Schon jetzt arbeiten Bildungsreferentinnen für das Start-up und halten Vorträge über Lebensmittelverschwendung und Nachhaltigkeit an Schulen, Universitäten und in Firmen.

MARC MAXWELL