Stand: 27.08.2020
Kleinste Mikroplastik-Fragmente gelangen seit Jahrzehnten in die Weltmeere. Nur ein geringer Teil des winzigen Plastikmülls schwimmt jedoch auf der Meeresoberfläche, der meiste Kunststoff sinkt in tiefere Gewässer oder auf den Meeresboden. Plastik im Meer ist ein großes Umweltproblem und Tag für Tag wird es mehr. Eine Studie zeigt nun wie viel Kunststoff genau in den Ozeanen dümpelt. Der Atlantik ist mit Millionen Tonnen Mikroplastik belastet ist, wesentlich mehr als vermutet.
Wie viel Mikroplastik sich tatsächlich in den Weltmeeren befindet konnte bislang niemand sagen. Es fehlten schlicht entsprechende Messungen. Dem hat ein Wissenschaftlerteam um Studienleiterin Katsiaryna Pabortsava nun abgeholfen. Die Forscher des „National Oceanography Centre“ (NOC) im britischen Southampton haben im kompletten Atlantik von Großbritannien bis zu den Falklandinseln nach Mikroplastik gefahndet.
Mit speziellen Filtern sammelten die Wissenschaftler Teilchen von 0,03 bis 0,65 Millimeter Größe in drei unterschiedlichen Wassertiefen bis zu 200 Metern unterhalb der Wasseroberfläche. Das Ergebnis: In den oberen Wasserschichten des Atlantiks fand das Forscherteam bis zu 7000 Mikroplastikpartikel pro Kubikmeter Meerwasser. Die Proben hochgerechnet, die an insgesamt 12 Orten im Atlantik genommen wurden, so ergab dies zirka eine Gesamtmenge von 12 bis 21 Millionen Tonnen Mikroplastik.
Sehr kleine Fragmente und damit schwer zu messende Plastikpartikel, bis etwa 0,08 Millimeter Durchmesser, kamen besonders häufig vor. Somit wurden Vermutungen der Forscher bestätigt, dass versteckter Plastikmüll einfach zu klein war, um bislang erfasst zu werden.
Die Forscher wollen mit den aktuellen Ergebnissen, die in „Nature Communications“ (18.08.2020) veröffentlichten, dazu beitragen, die ökologischen Schäden durch Mikroplastik besser einschätzen zu können. Bisher fehlten solide Schätzungen zur Menge der Kunststoffe vor allem in abgelegenen Orten wie zum Beispiel mitten auf dem Ozean.
Zudem konnte die Häufigkeit der drei am meisten verwendeten Kunststoffe Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol berechnet werden, die zusammen die Hälfte des weltweiten Kunststoffabfalls ausmachen. Das Fazit der Forscher:
“Wenn man davon ausgeht, dass Plastik in anderen Teilchengrößen und –arten im tieferen Ozean und im Meeresboden gefunden werden kann, weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass sowohl die Zufuhr von Plastikmüll ins Meer als auch die bereits vorhandene Kunststoffmenge deutlich höher sind als bisher berechnet.” Katsiaryna Pabortsava, National Oceanography Centre, Southampton, Großbritannien.
Von Mikroplastik wird bei Experten gesprochen, wenn kleine Kunststoff-Fragmente wenige Mikrometer bis fünf Millimeter groß sind. Außerdem wird nach dem Ursprung der winzigen Teilchen unterschieden.
Primäres Mikroplastik entsteht durch Abnutzung größerer Kunststoffteile, zum Beispiel durch Autoreifenabrieb oder wird bereits für einen bestimmten Zweck mikroskopisch klein hergestellt (etwa in Zahnpasta oder Hautpeelings).
Sekundäres Mikroplastik entsteht beim Zerfall größerer Kunststoff-Gegenstände wie Plastiktüten, PET-Flaschen oder Textilfasern. UV-Strahlung, Salz und Wellengang zersetzen den Kunststoff langsam in immer kleinere Bestandteile. Die Mikroplastik-Partikel gelangen in Flüsse und Seen, das Meer, die Böden und auch die Atmosphäre.
Mikroplastik beeinträchtigt die Gesundheit von (Meeres-)tieren und vermutlich auch die des Menschen. So haben wissenschaftliche Studien bereits in vielen Fischarten Mikroplastikpartikel gefunden.
MARC MAXWELL