Stand: 24.08.2020
Pro Jahr werden in Deutschland elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Die Bundesregierung will die Lebensmittelabfälle in Deutschland verringern und Wirtschaft und Verbraucher dafür stärker einbeziehen. Das sieht eine Strategie von Ernährungsministerin Julia Klöckner vor, die das Kabinett beschlossen hat.
Vorgesehen ist unter anderem, mit Unternehmen, Verbänden, Ländern und Wissenschaft konkrete Maßnahmen auf freiwilliger Basis zu erarbeiten, zum Beispiel bei Lieferprozessen. Auch passendere Portionsgrößen in Restaurants und Kantinen sollen dabei helfen, dass weniger Nahrungsmittel im Müll landen.
Besonders Jugendliche und junge Familien sollen mit Informationen über das Internet stärker für das Thema sensibilisiert werden. Die CDU-Politikerin, Julia Klöckner, betonte das Regierungsziel, Lebensmittelabfälle auf Ebene von Einzelhandel und Verbrauchern bis 2030 zu halbieren und somit auch zum Klimaschutz beitragen.
Die Wertschätzung für Nahrungsmittel müsse gesteigert werden. So seien etwa Unternehmen gefordert, Lebensmittelabfälle schon während der Produktion und des Transports zu minimieren. Im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung setzt Klöckner auch auf intelligente Produktverpackungen. In dieses Projekt werden mehrere Millionen Euro investiert.
Für einen “verzehrfertigen Apfel” würden 70 Liter Wasser benötigt, für ein Kilogramm Käse 5000 Liter, sagte Klöckner. In der Lebensmittelproduktion stecke “so viel drin an Ressourcen, an Energie, an Emissionen”, warnte Klöckner, all das werde beim Wegwerfen von Nahrungsmitteln verschwendet.
Klöckner möchte mit dem Lebensmittelhandel eine Kooperation eingehen, damit sich Verbraucher dort informieren könnten. Wichtig seien neben informativen Verpackungen auch Apps und Infoflyer.
Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels begrüßte die Pläne. Der Lebensmittelhandel beteilige sich “mit Augenmaß” an der Strategieumsetzung. Handelsunternehmen müssten immer “eine Balance finden zwischen Wettbewerb, Kundenorientierung und Nachhaltigkeit”.
Renate Künast, ernährungspolitische Sprecherin der Grünen, vermisst dagegen ein ganzheitliches Konzept. Das Thema Überproduktion werde überhaupt nicht berührt, sagte Künast. “Und die Überproduktion ist eigentlich der erste Ansatzpunkt, der schafft, dass schon ganz früh weggeworfen wird, dass energieintensive Lebensmittel in der Biogas-Anlage landen.” Zudem kritisierte sie auch den Handel, der “bis eine Sekunde vor Ladenschluss vollste Obst- und Gemüse-Regale” haben müsse.
MARC MAXWELL